Familie

Familie


Weit und schön ist die Welt, doch o wie dank ich dem Himmel,
dass ein Gärtchen beschränkt, zierlich mein eigen gehört.
Bringt mich wieder nach Hause! Was hat ein Gärtner zu reisen?
Ehre bringt’s ihm und Glück, wenn er sein Gärtchen versorgt. (Goethe)


Freilich mein Gärtchen ist schön, täglich mein Auge sich labt.
Hier ich fühl mich daheim, warum nur sollt ich verreisen?
Schön gewiss ist die Welt, Reisen, so sagt man, soll bilden.
Doch über Astra und Google hol ich die Welt mir ins Haus.


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Marjellchen und Lorbass (Juli 2022)
Kaum tat ich meinen allerersten Schrei,
die Hebamme geübten Blicks entschied,
dass ohne Zweifel ich ein Lorbass sei,
ersichtlich an dem puerilen Glied.
 
Ich war nicht unzufrieden mit der Wahl,
und später kam mir niemals in den Sinn,
zu hinterfragen mein Geschlechtsmerkmal,
ob ich vielleicht im falschen Körper bin.
 
Der kleine Unterschied im Untergrund,
macht immerhin den Mann aus einem Knaben.
Und so ich fühlte mich auch kerlgesund
und wollte keinen Frauenkorpus haben.
 
Zu meinen Lebzeiten gabs nichts dergleichen.
Vielleicht hätt ich auf Fräulein mal gemacht,

um mich als Henne in den Korb zu schleichen,
umschwärmt von allen Weibern Tag und Nacht.
 
Heut können Kinder ohne Elternsegen
die Fronten wechseln zwischen Mann und Weib
und kommen von der Traufe in den Regen,
und enden schließlich im verkorksten Leib.
 
Verspielen die Marjellchen nicht ihr Glück,
die sich zur Mannsperson verbiegen lassen?
Es fehlt ja ihnen das besagte Stück,
das eigentlich geziemt den Lorbassen.
 
Nur zwei Geschlechter gibt’s - laut Biologen -,
die einzig allem Leben Ehrfurcht zollen.
Man fragt sich, was die Genderdemagogen
mit ihren woken Genderrollen wollen.
 
 
März 2021
Der Winter nicht von dannen fleucht,
nein, grimmig an den März sich klammert.
Der Frühling hustet, prustet, keucht
und fröstelnd übers Klima jammert.

Der Lenz zurückgesetzt sich fühlt,
vom Sonnenschein im Stich gelassen.
Tief „Ahmet“ hat ihn unterkühlt.
Soll man den Ahmet drum nicht hassen?

Gemach, es kann nicht lang mehr dauern,
dann singen wir: „Der Lenz ist kommen!“
Wen gäb‘s, dem Winter nachzutrauern,
der endlich hat Reißaus genommen?


Chinesisches Neujahrsfest 2021
In China fällt das Neue Jahr
gemäß dem Mondkalender heuer
auf Neumond Mitte Februar.
Das Tierkreiszeichen: Wiederkäuer.

Es ist der Büffel oder Stier,
sehr furchteinflößend von Statur.
Jedoch ein lahmes Trampeltier
für eine lange Ochsentour.


Prima Vista (dreiundsiebzig)
fast schon her ein halbes Hundert.
Heut wie damals man noch liebt sich.
Er, noch wen’ger sie sich wundert.

Diesen Tag verpasst er nimmer,
weil sie jedes Mal dran denkt.
Sie besorgt die Blumen immer,
die er feierlich ihr schenkt.

Das ging niemals schief bis jetzt,
dank der weiblichen Regie,
die ihn eng mit ihr vernetzt,
und verlinkt mit Garantie.

Schwester Dorchen zum 90. (3.2.2021)
Akrostichon: DOROTHEA SCHULZ

Durch Dick und Dünn die 90 wirst erreichen,
Ob all des Hin und Her und mancher Plage.
Revue passieren Träume schöner Tage,
Oh ja, Erinnerungen ohnegleichen.

Tatkräftig griffst du in des Schicksals Speichen.
Hieltst stets des Lebens Auf und Ab in Waage.
Ein Hoch und Tief war wen‘ger eine Frage,
Als deines langen Lebens Postwertzeichen.

So dürfen wir dich würdig feiern lassen,
Corona-Pandemie wird uns nicht hindern.
Heut sei von Kindern und von Enkelkindern

Umringt, die alle herzlich dich umfassen.
Lieb Schwesterherz, auch ich will liebend gern
Zum Jubiläum drücken dich von fern.


Wintereinbruch
Die Lüge von der Erderhitzung
hat einen Kälteschock erlitten.
Da hilft auch keine Krisensitzung,
das Wetter fährt halt mit uns Schlitten.

Dass es im Winter schneit und friert,
ist für die Klimahüpfer Lüge.
Der Winter jedoch Frost gebiert
und zügelt Schifffahrt, Flüge, Züge.

Schon gibt es Chaos auf den Straßen,
Verkehrsverletzte, Kältetote.
Und überrascht gewissermaßen
tun alle, dass uns Winter drohte.

Dass es den Wintereinbruch gibt,
verschweigen möchten es die Weisen.
Den Frost man auf Erwärmung schiebt,
Der Klima-Zug darf nicht entgleisen.

Die Menschen sich zu blöd erweisen,
sich an das Wetter anzupassen.
Den Klimairrsinn zu bepreisen,
sie alles sich gefallen lassen.


Corona-Weihnacht 2020
Herzinniglichgeliebtemein,
in dieser dunklen Jahreszeit
bist einzig du mein Sonnenschein
und meines Herzens Heiterkeit.

Das Weihnachtsfest nun näher rückt,
den Gaumen schon erfreut die Stolle,
der Tannenbaum steht schön geschmückt,
was jetzt noch fehlt, das ist Frau Holle.

Wir feiern heuer ganz allein,
Corona hält die Gäste fern,
denn reiche Ernte hält Freund Hein
nimmt sonderlich die Alten gern.

Es fällt uns leicht, uns abzuschotten
wir haben alles hier im Haus,
gekocht, gebraten und gesotten
zum festlich weihnachtlichem Schmaus.

Zum obligaten Festtagsbraten,
gibt‘s Gänsekeulen, Gänsebrüste
Und alles ist sehr gut geraten,
Marie, Herzallerliebgeküsste.



Julikinder Sonett
Wir Julikinder! Sommer uns verwöhnt!
Mit reichen Schätzen, die uns Flora beut,
mit Blüten, locker malerisch verstreut,
sie Park und Garten kunstgerecht verschönt.

Ein Blumenparadies dem Farbspiel frönt.
An den Hortensien sich das Aug’ erfreut.
Clematis und das Eisenkraut uns bläut,
von stolzen Kletterrosen überkrönt.

Wenn pünktlich gar die Lilien aufgebrochen,
dann wird der Juli nach Vollendung greifen
und zeigen, was wir uns von ihm versprochen!

Die hohe Sonne lässt die Früchte reifen
und an des Weines Rebenstock die Trauben.
Der Sommer aber schwindet. Kaum zu glauben.


November 2019
November halt! Der Garten will’s nicht glauben.
Doch Buche und Catalpa sich entlauben.
Es sträuben sich noch Birke, Eiche, Weide,
poussierend hochgemut in buntem Kleide.

Und schau, des Sommers allerletzte Rose
trotzt ihrem Rückschnitt noch in stolzer Pose.
Die Funkien - traun - ihr nahes Ende ahnen,
an frost’ge Nächte die Begonien mahnen.

Das volle Herbstprogramm wird abgespult,
Altweibersommer sich an Webkunst schult.
Nun ja, der 100-jährige Kalender
erspart uns nicht den lausigen November.

November 2016
Was lässt sich vom November mehr erwarten
als Nebel, Regen, Dunkelheit und Frost.
Verbl
üht, verwelkt, entlaubt siecht hin der Garten
Der Sonne Lauf w
ährt lang von West nach Ost.

Dezember uns nichts Besseres verhei
ßt.
Es werden k
ürzer noch die Tage Tag um Tag.
Das Jahr kriegt kalte F
üße und vergreist
Silvester trifft das V
äterchen der Schlag.


16. November 2014
Dem Herbst und Winter keineswegs ich schmolle.
Ich gönne gerne Ruhe der Natur
in Wald und Au’ und Feld und Flur,
wenn sie bedeckt mit weichem Laub die Scholle.

Zum Schlafen legt sie ab das wundervolle
Gewand, die sommerliche Garnitur,
entblättert uns die reizende Figur
und schlüpft in ihre nackte Nebenrolle.

Wir haben lange uns ergötzt an ihr,
an ihrem Grün und bunten Blütenkleid.
Drum tut uns ihre Blöße jetzt nicht leid.

Nicht lang, und sie erscheint in alter Zier,
wenn Frühlingshauch sie aus dem Schlaf erweckt
und sie in neue Prachtgewänder steckt.


Klimaerwärmung
Und wieder uns der Winter dr
äut,
wir glaubten ja, ihn gibt
s nicht mehr,
weil Klimawandel uns erfreut.
Doch nun, wir haben das Malheur.

Sind
überrascht, weils friert und schneit
und Glatteis den Verkehr behindert.
Nat
ürlich steht kein Salz bereit.
Wer kann auch ahnen, dass es wintert.

Bei diesen tiefen Minusgraden
von Erderw
ärmung wir nichts hören.
Es k
önnten Umweltfreak-Tiraden
das winterliche Klima st
ören.

Der Frühling nahet, wartet nur.
Dann melden lauter sich zurück
die Wächter unserer Natur -
bierernst im Katastrophenglück.


Herbstgedanken
Im Herbst das jedesmalige Erstaunen,
das immer wieder gleiche, Jahr für Jahr:
der Flora des Oktobers bunte Launen!
Wir nehmen diese Malkunst dankbar wahr.

Der Farbpalette wundervolle Pracht
uns beut der Garten dicht vor unsrer Nase.
Und eh der Sommer seinen Job vollbracht,
bleibt nur noch eine Rose für die Vase.

Schon um die Ecke der November dräut.
Auch der Altweibersommer spinnt und webt.
Der Winter uns die ersten Grüße beut.
Der Garten stirbt, der Weihnachtsmann doch lebt.


Weihnacht 2017
Wir haben im Adventskalender
das letzte Fensterchen erreicht.
Die Tanne steht geschmückt im Ständer.
Frau Holle tummelt sich vielleicht.

Wir kramen raus die Requisiten,
die weihnachtliches Flair verbreiten.
Wir schwören auf die alten Riten,
die uns vertraut seit Kindeszeiten.

Die Festkulisse pranget wieder
mit Kerzenschein und Duft nach Tanne.
Beim leisen Klang der Weihnachtslieder
schmort Gänsebraten in der Pfanne.

Wir blenden aus des Jahres Krampf
mit den polit’schen Pirouetten,
auch kurz die Sucht auf Pulverdampf,
das Klima und die Welt zu retten.


Sonette auf die Alte Musik
Es tun die alten Meister einem leid,
wie Schütz, Praetorius, Bach und Telemann.
Verstaubt historisierend kleidet man
und führt sie musikalisch auf im Bettlerkleid.

Wie würden sie betrachten voller Neid,
wie ihre Tonkunst heute klingen kann,
auf Instrumenten, die man neu ersann,
dazu durch orchestrale Mehrarbeit.

Man hat die Alten Meister insgesamt
zur Kammermusikalität verdammt,
zu einer abgespeckten Klang-Askese.

Der dünne Aufguss ist nicht zu genießen,
und überhaupt muss uns der Stil verdrießen
auf non-vibrato hinkender Prothese.


Die Alten Meister haben ja mitnichten
nur für Museumszwecke komponiert.
Dass man sie heut altbacken präsentiert,
darauf wir könnten gut und gern verzichten.

Die Möglichkeiten ihrer Zeit, die schlichten
und eingeschränkten, werden konserviert,
statt dass die Meister man so musiziert,
wie man es heute besser kann verrichten.

Inzwischen möchten wir’s nicht länger hören,
wie man Barock und Renaissance verhunzt,
weil elitäre Spießer darauf schwören.

Der alten Meister wunderbare Kunst
verdient nicht mehr die museale Nische.
Wir gönnen ihr moderne Jugendfrische.






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